Unsere Vision ist eine Gesellschaft, in der kulturelle und soziale Vielfalt die Menschen bereichert und ihre Weiterentwicklung fördert. Wir treten dafür ein, dass Barrieren für gehörlose und hörbehinderte Menschen abgebaut werden, dass sie gleiche Rechte und Chancen erhalten, dass die Gebärdensprache uneingeschränkt anerkannt wird.
Mit unserer Strategie 2021–2025 arbeiten wir konsequent und nachhaltig an der Verwirklichung unserer Vision.
Ein Jahr der grossen Veränderungen liegt hinter uns, und ich schreibe mein erstes Vorwort als neu gewählte Präsidentin. Es wurde auch ein neuer fünfköpfiger Vorstand gewählt, bestehend aus Regula Perrollaz, Marzia Brunner, Brigitte Schökle, Marinus Spiller und Vincent Guyon, und seit Mitte des Jahres haben wir eine neue Geschäftsführerin: Dr. Tatjana Binggeli.
Nach zwölf Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit, davon sieben Jahre als Präsidentin, kehrte Dr. Tatjana Binggeli Anfang des Jahres zurück und wurde von der Delegiertenversammlung zur Ehrenpräsidentin ernannt. Durch ihr Engagement wurde der Schweizerische Gehörlosenbund zu einem anerkannten Partner in der Gesellschaft, insbesondere zu einem Kompetenzzentrum im Bereich der Gebärdensprache und der Menschen mit Hörbehinderung. Mit viel Herzblut baute sie zusammen mit André Marty, unserem Leiter Public Affairs, auch ein Netzwerk in der Politik auf. Das bisher Erreichte zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg zur nationalen Anerkennung der Gebärdensprachen sind. Vielen Dank an Tatjana!
Rolande Praplan und Viktor Buser, beide Vorstandsmitglieder, verdienen ebenfalls Dank für ihr Engagement. Beide haben sich ebenfalls nicht mehr zur Wiederwahl gestellt.
Ich bedanke mich ganz herzlich für meine Wahl zur neuen Präsidentin und das mir entgegengebrachte Vertrauen. Es erfüllt mich mit Stolz, in die Fussstapfen meines Vorgängers zu treten.
Ich freue mich darauf, die nächsten vier Jahre des Verbandes mit meinen neuen Vorstandskollegen in Angriff zu nehmen. Gleichzeitig freue ich mich, dass der Gehörlosenbund weiterhin mit Dr. Tatjana Binggeli zusammenarbeiten kann.
Neue Wege: Dr. Tatjana Binggeli als gehörlose Geschäftsführerin
Auch in der Geschäftsführung des Gehörlosenbundes gab es Veränderungen: Geschäftsführer Dr. Harry Witzthum beendete seine Tätigkeit nach neun Jahren, Stéphane Beyeler, Regionalleiter für die Romandie, nach 18 Jahren. Ich danke den beiden sehr für ihren engagierten und unermüdlichen Einsatz für die Gehörlosengemeinschaft.
Per 1. Juli 2023 hat Dr. Tatjana Binggeli das Ruder von Harry Witzthum übernommen und arbeitet nun als gehörlose Geschäftsführerin für den Schweizerischen Gehörlosenbund. Dank ihrem grossen strategischen Verständnis ist die Kontinuität in der Praxis für und mit den Mitarbeitenden und Partnern gewährleistet.
In den kommenden Jahren werden wir uns auf die Weiterentwicklung unseres Verbandes konzentrieren und auf dem Bestehenden aufbauen.
Beat Marchetti wurde mit dem HUSER AWARD 2023 für seine unermüdliche Arbeit für die Usher-Syndrom-Community und Deaf-Community geehrt. Während seiner über 25-jährigen Tätigkeit als Leiter der Usher-Infostelle beim Schweizerischen Zentralverband für das Blindenwesen SZBlind in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gehörlosenbund konnte er als Betroffener viele wichtige Meilensteine setzen. Beat Marchetti hat schon früh erkannt, was es für ein selbstbestimmtes Leben hörbehinderter und taubblinder Menschen braucht. Herzlichen Dank an Beat, dass er seinem Gegenüber immer das Gefühl gibt, als Mensch auf gleicher Augenhöhe im Mittelpunkt zu stehen.
Ein weiterer Höhepunkt war die SRF-Sendung „Arena Spezial“ mit Moderator Sandro Brotz. Sie fand im Rahmen der Behindertensitzung statt und war das erste Mal, dass eine gehörlose Person auftreten durfte. Präsidentin Dr. Tatjana Binggeli vertrat in einer lebendigen und spannenden Sendung die Interessen von Menschen mit Hörbehinderungen. Und sie richtete die klare Botschaft an die Schweizer Politiker, dass den Worten nun Taten folgen müssen und niemand in der Gesellschaft ausgeschlossen werden darf. Für die Inklusion braucht es einen Paradigmenwechsel von allen Seiten. Mit der rechtlichen Anerkennung von Gebärdensprachen und einem Gebärdensprachgesetz ist dies möglich.
Regula Perrollaz
Präsidentin
Juli
Generalversammlung und Konferenz des Weltverbandes der Gehörlosen WFD in Jeju, Südkorea; Teilnahme: Dr. Tatjana Binggeli
September
Internationaler Tag der Gebärdensprache an der UNO in Genf, organisiert durch die UNO, den Schweizerischen Gehörlosenbund und Association S5; Teilnahme: Marinus Spiller
Fest des Gehörlosendorfs Turbenthal anlässlich des 30-jährigen Bestehens; Teilnahme: Marinus Spiller
Oktober
Ausserordentliche Generalversammlung der Association des Sourds Vaudois ASV; Teilnahme: Vincent Guyon
November
Ausserordentliche Generalversammlung des Weltverbandes der Gehörlosen WFD; Teilnahme (via Zoom): Marinus Spiller
Vernissage Chronikbuch 75 Jahre Gehörlosen Sportclub Bern; Teilnahme: Regula Perrollaz
40-jähriges Jubiläum der Association Suisse Romande de la Langue des Signes ASRLS; Teilnahme und Ansprache: Vincent Guyon
seit 2017 im Vorstand
seit 06.2023 als Präsidentin
2019-05.2023 als Vizepräsidentin D-CH
Berufstätigkeit aktuell
Advanced Lecturer – Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik HfH, Zürich
seit 06.2023 im Vorstand
seit 06.2023 als Vizepräsident
weitere Ehrenämter
seit 09.2023 Vizepräsident bei Swiss Deaf Sport
seit 2020 Generalsekretär bei Deaf International Basketball Federation (DIBF Europe)
Berufstätigkeiten aktuell
Selbstständig – Guyon Sport Management
Gemeinderat von Rances
seit 06.2023 im Vorstand
weitere Ehrenämter
seit 2023 Beratung für Verein movo (Projekt für Filmfestival OHRZU 2024)
seit 2023 in Arbeitsgruppen für die Genossenschaft für Gehörlosenhilfe Zürich GGHZ (als Vertreter von DIMA)
seit 2022 Präsident von DIMA, Zürich
seit 2016 Moderator und Teamleiter des Kommunikationsforums KOFO, Zürich
Berufstätigkeit aktuell
Facility Management Employee – Bär & Karrer AG, Zürich
seit 06.2023 im Vorstand
Berufstätigkeiten aktuell
Soziokulturelle Mitarbeiterin Erwachsenenbildung, Stv. Geschäftsführer – sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH (Regionalpartner SGB-FSS)
Sozialpädagogin für Gebärdensprach-Heimkurse und Stv. Mittagsbetreuung – Zentrum für Gehör und Sprache, Zürich
seit 06.2023 im Vorstand
Berufstätigkeit aktuell
Geschäftsführerin Interessensgemeinschaft Gehörlose und Hörbehinderte IGGH (Regionalpartner SGB-FSS), Bern
Januar
Gehörlosenkonferenz Region Zürich, Gehörlosenzentrum Oerlikon; Teilnahme: Dr. Tatjana Binggeli
Februar
Konferenz zur Entschuldigung für die Unterdrückung der Gebärdensprache an Schulen in der französischen Schweiz; Ansprache und Teilnahme (via Zoom): Dr. Tatjana Binggeli
Diskussion zur Anerkennung der Gebärdensprachen, sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH; Vortrag und Teilnahme: Dr. Tatjana Binggeli
März
Veranstaltung „Dolmetschkosten im Gesundheitswesen“, organisiert durch Schweizerisches Rotes Kreuz und Schweizerischer Gehörlosenbund, Bundeshaus Bern; Ansprache und Teilnahme: Dr. Tatjana Binggeli
Polit-Diskussionssendung Arena; Podiums-Teilnahme: Dr. Tatjana Binggeli
April
Medienkonferenz zur Inklusions-Initiative, organisiert durch Verein Inklusions-Initiative, Medienzentrum des Bundes, Bern; Ansprache: Dr. Tatjana Binggeli
Mai
Behindertensession, Aktionstag von Pro Infirmis, Bundeshaus Bern; Rede und Auftritt: Dr. Tatjana Binggeli
Generalversammlung und Seminar der Europäischen Union der Gehörlosen EUD in Schweden; Teilnahme: Dr. Tatjana Binggeli
2012-2023 im Vorstand
2016-2023 Präsidentin
2015-2016 Vizepräsidentin
2012-2015 Mitglied
weitere Ehrenämter
seit 2018 Inclusion Handicap IH, Vorstandsmitglied/Fachgremium
Berufstätigkeit
seit 01.07.2023 Geschäftsführerin – Schweizerischer Gehörlosenbund
bis 30.06.2023 Stv. ärztliche Leitung Hornhautbank, Leiterin Entnahme-Team und Leiterin Augenbanklabor
Nebenbeschäftigung
CEO – Praxis-Sprung Dr. Binggeli
2015-2023 im Vorstand
2019–2023 Vizepräsidentin F-CH und I-CH
2015–2019 Regionalvertreterin F-CH
weitere Ehrenämter
seit 2014 Mitglied der kant. Kommission für Personen mit Einschränkungen des Kantons Wallis
Berufstätigkeiten aktuell
Gebärdensprachlehrerin für gehörlose Kinder im Sonderpädagogikzentrum in Sion
Mitarbeiterin Ateliers ABC signes
seit 2017 im Vorstand
2019-05.2023 Vizepräsidentin D-CH
Berufstätigkeit aktuell
Advanced Lecturer – Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik HfH, Zürich
2019-2023 im Vorstand
2019-2023 Mitglied
weitere Ehrenämter
seit 2022: Gehörlosen Freizeitclub Jurasüdfuss, Vorstandsmitglied (Kassier)
seit 2017: Aargauischer Verein für Gehörlosenhilfe (AVfGh), Beisitzer
Berufstätigkeit aktuell
Geschäftsführer – Fachstelle für Gehörlose und Hörbehinderte, Basel
Am 1. Juli 2023 habe ich meine neue Aufgabe als Geschäftsführerin beim Schweizerischen Gehörlosenbund begonnen. Herzlichen Dank an Präsidentin Regula Perrollaz, altem und neuem Vorstand, HR-Team und Begleitgruppe Rekrutierung für das entgegengebrachte Vertrauen und die Wertschätzung.
Rückblickend war es für mich persönlich ein spannendes und bewegtes Halbjahr, in dem ich mich mit vielen Menschen ausgetauscht und sie neu kennengelernt habe. Dazu gehörten Mitarbeitende, Partner und Institutionen. Seit meinem Start habe ich gemeinsam mit Mitarbeitenden verschiedene Themenbereiche genauer kennengelernt, mich in verschiedene Dossiers eingearbeitet und mich vertieft mit der Verbandsstruktur sowie verschiedensten Prozessen auseinandergesetzt.
Es ist eine Bereicherung, zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen in einer Organisation mit sechs Sprachen und möglichst inklusiv arbeiten zu dürfen. Ich habe gegenüber den Mitarbeitenden grossen Respekt. Es arbeiten hier 54 Personen in Festanstellung (davon 13 bei Les ChemainS) und über 70 verschiedene Personen im Stundenlohn. Ich darf an allen Standorten auf engagierte Mitarbeitende zählen, die jeden Tag wertvolle Arbeit leisten mit dem Ziel, die Lebensqualität für Gehörlose und Hörbehinderte in der Schweiz zu verbessern sowie barrierefreie Zugänge zu Bildung, Arbeitswelt, Gesundheit und zur gesellschaftlichen Partizipation zu schaffen, damit schweizweit Barrieren abgebaut werden können.
Es gibt noch viel zu tun und es ist noch ein weiter Weg bis zur Gleichstellung und Chancengleichheit, aber wir arbeiten gemeinsam Tag für Tag an diesem Ziel.
Das Jahresende ist ein guter Zeitpunkt für eine Reflektion, um zurückzuschauen auf das vergangene- und einen Blick auf das bevorstehende Geschäftsjahr zu werfen.
Die erfolgreichen Verhandlungen mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) für den Leistungsvertrag 2024–2027 resultieren in einer positiven Aufnahme der Fachkonzepte. Die Anzahl der Unterleistungsvertragspartner steigt von drei auf sieben, neue Partner sind die Association Suisse Romande de la langue des signes ASRLS, die Association BoulevardSanté, die Fachstelle Billinguale Bildung Graubünden FsB und die Fachstelle für Gehörlose und Schwerhörige St. Gallen.
Diese erfreuliche Entwicklung ist eine Weiterführung von bereits erfolgreich bestehenden Partnern, wie sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH, Association S5 und Verein Movo, sowie die kürzlich abgeschlossene Zusammenarbeitsvereinbarung mit der Schweizerischen Vereinigung Eltern hörgeschädigter Kinder SVEHK. Zudem kann die Rechtsberatung des Gehörlosenbundes nun auch mit dem BSV abgerechnet werden.
Das BSV würdigt die wertvolle Leistung des Gehörlosenbundes, und ein herzlicher Dank geht an das BSV-Gremium für ihre engagierte Arbeit. Der Gehörlosenbund freut sich auf die kommende Leistungsperiode mit erweiterten Partnern und dankt dem BSV für die konstruktive Zusammenarbeit und das entgegengebrachte Vertrauen.
Der Gehörlosenbund feiert einen bedeutenden Erfolg: Die drei Schweizer Gebärdensprachen DSGS, LSF und LIS wurden in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Diese Anerkennung stärkt die Identität und Kultur der Gehörlosen in der Schweiz. Trotz dieses Fortschritts unterstreicht der Gehörlosenbund die anhaltende sprachliche Deprivation und Kulturunterdrückung in verschiedenen Lebensbereichen.
Die UNESCO-Anerkennung ist ein Schritt in die richtige Richtung, unterstützt den Gehörlosenbund in seiner politischen Arbeit und trägt zur schweizerischen kulturellen Vielfalt bei. Dennoch betont der Gehörlosenbund, dass weitere Schritte notwendig sind. Das Parlament hat den Bundesrat aufgefordert, ein Bundesgesetz zur Anerkennung und Förderung der Gebärdensprachen zu schaffen. Die Umsetzung dieser Motion ist entscheidend, und der Gehörlosenbund appelliert an den Bundesrat, die Rechte gehörloser und hörbehinderter Menschen zu respektieren.
Die aktuelle fehlende Anerkennung der Gebärdensprachen widerspricht der UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die die Schweiz 2014 ratifiziert hat. Die Schweiz ist eines der letzten Länder in Europa, das seine Gebärdensprachen noch nicht national und rechtlich anerkennt.
Der Gehörlosenbund hat in den letzten Jahren strategisch wichtige Projekte realisiert und sich weiter digitalisiert. Gleichzeitig wurde das Umfeld in der Schweiz schwieriger und die Herausforderungen in der Gesellschaft haben zugenommen. Diese herausfordernden Rahmenbedingungen haben wir in unsere Planung für die folgenden Jahre einfliessen lassen. Wir werden den bisherigen Weg weitergehen, aber auch zeitgemässe Entwicklungen und Ideen aufnehmen, um uns weiterzuentwickeln.
Die Corona-Krise, der Ukraine-Krieg und der Nahost-Krieg haben das Fundraising ziemlich erschwert und die wirtschaftlichen Finanzmärkte negativ beeinflusst. Das haben wir stark gespürt. Für das Budget 2024 und die Mehrjahresplanung mussten wir verschiedene Massnahmen vornehmen und für die Zukunft anpassen. Es brauchte verantwortungsvolles Handeln und wir werden als Organisation – wie viele andere Organisationen und Unternehmen auch – in den Jahren 2024/25 gemeinsam definieren müssen, wie wir zukünftig an der nächsten neuen Strategiephase 2026-2030 arbeiten wollen. Wir werden den bisherigen Weg weitergehen, aber auch zeitgemässe Entwicklungen und Ideen einfliessen lassen, um uns weiterzuentwickeln und dabei stets die Augen offen zu lassen. Deshalb freue ich mich darauf und bin hoch motiviert, mein Bestes zu geben für diese zukünftige Ausrichtung – zusammen mit engagierten Kolleginnen und Kollegen. Nur miteinander können wir die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und demokratischen Herausforderungen meistern.
Mit getroffenen Massnahmen stellen wir sicher, auf Kurs zu bleiben. In diesem Kontext ist es wichtig, die konkreten Bedürfnisse der Mitglieder und Partner zu verstehen. Der persönliche Austausch wird dabei eine zentrale Rolle spielen, und Gespräche mit den Stakeholdern sind ein Schlüssel zur erfolgreichen Zukunftsgestaltung.
Nicht zuletzt gebührt ein herzlicher Dank den zahlreichen Kollektivmitgliedern, Partnern, Stiftungen, Privatpersonen und öffentlichen Stellen. Ihre Solidarität und Treue ist für den Gehörlosenbund wertvoll und unentbehrlich. Ebenso danke ich den Medien und der Presse für ihr Interesse an unserer Arbeit sowie ihre Berichterstattung darüber.
Im Hinblick auf das vergangene Halbjahr 2023 möchte ich persönlich der Präsidentin, den Vorstandsmitgliedern, allen Mitarbeitenden und Partnern für den offenen, warmen Empfang sowie das Vertrauen danken, welches mir entgegengebracht wurde.
Dr. Tatjana Binggeli
Geschäftsführerin (ab 1. Juli 2023)
Der Kreis Recht & Politik ist für die politische und juristische Arbeit des Schweizerischen Gehörlosenbundes zuständig. Unsere Aufgabe ist es die Interessen von gehörlosen und hörbehinderten Menschen gegenüber der Schweizer Politik zu vertreten und sie bei Diskriminierungen im Alltag juristisch zu unterstützen. Dafür stehen wir in regelmässigem Austausch mit dem eidgenössischen Parlament und klagen vor Gericht die Rechte von gehörlosen und hörbehinderter Menschen ein.
2023 war es ruhig um die Anerkennung der Gebärdensprache. Doch im Hintergrund liefen die Drähte heiss. Der Bundesrat hat einen Vorschlag erarbeitet, wie die Gebärdensprachen in der Schweiz anerkannt werden können. Im März kommunizierte Bundesrat Alain Berset, dass der gesamte Bundesrat beschlossen habe, die Gebärdensprachen im Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) anzuerkennen. Und im Dezember startete er die Vernehmlassung zu diesem Vorschlag. Der Gehörlosenbund ist klar der Meinung, dass dieser Vorschlag nicht genügt. Sprachen sind keine Behinderung und gehören nicht ins Behindertengleichstellungsgesetz. Zudem: Der Vorschlag des Bundesrates sieht keine konkreten Massnahmen vor. Dies ist und bleibt Symbolpolitik!
Wir fordern vom Bundesrat den Willen des Parlaments zu respektieren und ein Gebärdensprachengesetz zu schaffen. Das Ziel ist, die Gebärdensprachen anzuerkennen, zu fördern und die Gleichstellung von gehörlosen und hörbehinderter Menschen zu garantieren.
Eine Anerkennung konnten wir dieses Jahr jedoch feiern. Im Sommer anerkennt die Schweiz die Gebärdensprachen als UNESCO-Kulturerbe.
Politisches Empowerment bei gehörlosen Menschen aufzubauen und zu stärken ist das Ziel eines mehrjährigen Projektes, das 2022 gestartet wurde und bereits erste Erfolge vorzuweisen hat. Durch die Befähigung politisch Interessierter lernen diese, auf kantonaler Ebene für ihre Rechte einzustehen. Auf diese Weise werden immer mehr Barrieren abgebaut. So haben sich mehrere politisch Interessierte mit diversen Politikern getroffen und waren bei der Ausarbeitung von politischen Vorstössen mit involviert. Zusätzlich hatten die Interessierten die Gelegenheit sich bei weiteren Veranstaltungen zu vernetzen, auszutauschen und zu unterstützen. Ausserdem haben sich drei gehörlose Personen als Nationalratskandidaten aufstellen lassen, sodass auch auf nationaler Ebene das politische Engagement von gehörlosen Personen sichtbar und dadurch wahrgenommen wurde.
Das Projekt „Politisches Empowerment gehörloser Menschen“ ist dank der finanziellen Unterstützung des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen und der Max Bircher Stiftung möglich.
Viele gehörlose und hörbehinderte Menschen werden immer noch diskriminiert. Der Rechtsdienst zeigt in seinem Diskriminierungsbericht 2023 die häufigsten Probleme in verschiedenen Lebenssituationen auf, zum Beispiel am Arbeitsplatz oder in der Ausbildung. Mit Unterstützung des Rechtsdienstes konnten sich gehörlose und hörbehinderte Menschen erfolgreich gegen Benachteiligungen wehren. Die einzelnen Erfolge machen Mut, dass sich hörbehinderte Menschen weiterhin für ihre Rechte einsetzen und gegen Benachteiligungen kämpfen.
Jahr 2023 (Total 132 Fälle)
Jahr 2022 (Total 127 Fälle)
Es reicht! Zu lange wurden die Interessen von Menschen mit Behinderungen in der Schweiz vergessen. Es braucht endlich eine richtige Inklusion. Dafür hat eine breite Allianz die Inklusions-Initiative lanciert. Die Schweizer Verfassung soll so angepasst werden, dass Menschen mit einer Behinderung nicht länger diskriminiert werden und die nötige Unterstützung erhalten, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Der Kreis Produkte und Marken unterstützt mit seinen Angeboten die Strategie. Gleichzeitig stärkt er die Positionierung des Schweizerischen Gehörlosenbundes. Der Kreis verfolgt hauptsächlich folgende Ziele:
Kompetenzhoheit im Bereich Gebärdensprache sichern: Durch unsere Angebote stärken wir die Wahrnehmung als Ansprechpartner erster Wahl rund um Gebärdensprachen in der Schweiz.
Etablierung als Wegbereiter in den Arbeitsmarkt: Durch Angebote für Firmen und Betroffene etablieren wir uns als Partner für alle Akteure im Arbeitsmarkt und nehmen Einfluss auf die Rahmenbedingungen.
Initiator einer Offensive für den Zugang zum Gesundheitswesen: Wir stossen Projekte und Initiativen an, damit Barrieren im Gesundheitsbereich abgebaut werden.
Impulsgeber und Gestalter für einen barrierefreien (Weiter-)Bildungsmarkt: Wir wirken im Bildungsmarkt mit, damit Grund- und Weiterbildung für gehörlose und hörbehinderte Menschen uneingeschränkt zugänglich wird.
Zwischen 1880 und 1980 erfuhr die Gebärdensprache in der Schweiz eine Verbannung aus der Erziehung gehörloser Kinder. Die schwerwiegenden sozialen Folgen dieser Verdrängung, die in der wissenschaftlichen Literatur belegt sind, wurden in der Deutschschweiz anerkannt, wo 2021 eine offizielle Entschuldigung veröffentlicht wurde. In der Romandie fanden 2023 mehrere vielversprechende und konstruktive Gespräche mit den kantonalen Instanzen statt. Ziel ist auch die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen dem Schweizerischen Gehörlosenbund und den Kantonen.
Die offizielle Anerkennung des Berufs „Gebärdensprachlehrer*in“ durch das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) im Jahr 2021 war ein Meilenstein. Diese offizielle Anerkennung kann mit einer eidgenössischen Berufsprüfung erlangt werden und bedeutet eine Aufwertung und Professionalisierung des Berufsstandes.
Diese Berufsprüfung kann frühestens zwei Jahre nach Abschluss einer zweijährigen Ausbildung „Lehrgang Gebärdensprachlehrer*in“ abgelegt werden. Damit wird gewährleistet, dass neben der Theorie erste praktische Erfahrungen gesammelt werden können.
In der Deutschschweiz bietet die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH) diese zweijährige Ausbildung an. Eine erste Durchführung wurde im Herbst 2023 abgeschlossen. In der französischen Schweiz laufen Gespräche mit zwei Hochschulen.
Damit auch vor 2021 ausgebildete Lehrpersonen Gebärdensprache den Titel „Gebärdensprachlehrer*in mit eidgenössischem Fachausweis“ tragen dürfen, konnten sie im Dezember eine eidgenössische Berufsprüfung ablegen. Die Teilnahme setzte den Besuch eines Vorbereitungskurses voraus, der vom Gehörlosenbund durchgeführt wurde.
Mit dem Projekt „Arbeit & Awareness“ tragen wir dazu bei, dass Unternehmen über das grundlegende Wissen und die Kompetenzen verfügen, um die Inklusion von gehörlosen und hörbehinderten Menschen am Arbeitsplatz erfolgreich zu meistern. Basierend auf der Arbeitsmarktstudie 2020 der Hochschule Luzern HSLU haben wir Sensibilisierungs-Workshops und Webinare erarbeitet, welche das Potenzial von gehörlosen und hörbehinderten Personen aufzeigen. Mit bereits elf durchgeführten Workshops mit knapp 250 Teilnehmenden blicken wir auf ein erfolgreiches Jahr zurück und bleiben dran, eine gelingende Kommunikation in Teams zu fördern.
Italienische und französische Version im Jahr 2024 erhältlich.
Mit dem Leitfaden „Weiterbildung für Menschen mit Hörbehinderung zugänglich gestalten“ sollen gehörlose und hörbehinderte Menschen vermehrt an öffentlichen Weiterbildungen teilnehmen können. Er wurde vom Schweizerischen Gehörlosenbund zusammen mit dem Bildungsinstitut Arbeitnehmende ARC erarbeitet.
Das Bildungsinstitut für Arbeitnehmende ARC ist eine selbständige Einheit im Rahmen der von Travail.Suisse und seinen Verbänden gebildeten Organisation.
Daphna Paz
Geschäftsleitung Bildungsinstitut ARC / Travail.Suisse Formation TSF
Dass es im Grunde genommen wenige Anpassungen braucht, damit Weiterbildungen auch für gehörlose und hörbehinderte Menschen zugänglich gemacht werden können. So arbeiten wir daran, Weiterbildungsakteur*innen bezüglich ihrer Befürchtungen von „zu viel Aufwand“ zu sensibilisieren und aufzuklären. Und es gilt auch auf Seiten der gehörlosen und hörbehinderten Menschen Sensibilisierungsarbeit zu leisten. Dies, um Hemmschwellen abzubauen, die oft durch schwierige Erfahrungen in deren Bildungslaufbahn entstanden sind.
Hier sehen wir die Arbeit vor der Weiterbildung als zentral an: Das Angebot sollte verständlich und in Einfacher Sprache ausgeschrieben sein, und gehörlose und hörbehinderte Personen sollen explizit angesprochen werden. Ausserdem hilft eine frühzeitige administrative Unterstützung, um allfällige Hilfsmittel und Dienstleistungen einzuplanen. Wenn die Bedürfnisse von interessierten gehörlosen und schwerhörigen Personen jeweils abgeholt und intern weitervermittelt und notiert werden und Videomaterial während der Weiterbildung mit Untertitelungen angeboten werden können, dann sind die wichtigsten Schritte schon getan, um das Angebot inklusiver zu gestalten.
Ja, wir sind im Gespräch mit zwei Weiterbildungsakteur*innen für eine eventuelle Umsetzung des Leitfadens. Im Rahmen unserer Leistungsvereinbarung mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI bieten wir ihnen Beratung und Begleitung für die Umsetzung der erarbeiteten Grundlagen an. Durch die Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gehörlosenbund sowie weiteren Expert*innen sind wir fachlich sehr gut aufgestellt und freuen uns über jede Anfrage, die uns erreicht! Wir sind aktuell mit zwei Anbieter*innen im Gespräch.
Die Sprachprodukte des Schweizerischen Gehörlosenbundes bieten die Grundlage der Gebärdensprache für den Einsatz in den Bereichen Forschung, Ausbildung von Lehrpersonen und Gebärdensprach-Dolmetschen.
Signwise.ch wurde auch 2023 von vielen neuen an Gebärdensprache interessierte Personen als Lehrmittel genutzt. Neben Privatpersonen kamen neue Partner hinzu, davon einige im Gehörlosenwesen tätige Institutionen wie etwa die Stiftung Uetendorfberg, die Stiftung Schloss Turbenthal, die Oberstufenschule SEK3 und PROCOM Stiftung Kommunikationshilfen für Hörgeschädigte. Aber auch die Zürcher Kantonalbank nutzt signwise.ch. Das einzigartige Lehrmittel für Gebärdensprache ist jetzt bis Niveau A2 für LSF (langue des signes française) und DSGS (deutschschweizerische Gebärdensprache) verfügbar. A2 für LIS (lingua dei segni italiana) ist aktuell in Fertigstellung.
Signwise.ch-Anwender*innen waren eingeladen, an einer Nutzerstudie für das Innosuisse Flagship Projekt „Inclusive Information and Communication Technologies“ (IICT) teilzunehmen, bei welchem der Gehörlosenbund als Implementierungspartner mitarbeitet. Ziel des Projektes ist es, Informations- und Kommunikationstechnologien für Menschen mit Behinderungen zu entwickeln, um barrierefreie Kommunikation zu fördern.
In der zweiten Jahreshälfte startete die Suche nach einem neuen Partner für Gebärdensprachkurse in der Region Bern und Zürich, um an die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Klubschule Migros anzuknüpfen.
Eines der Ziele des Schweizerischen Gehörlosenbundes besteht darin, die Befähigung von gehörlosen und schwerhörigen Menschen - insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene - zu fördern, sie zu "empowern". Diese Gruppe steht vor verschiedenen Herausforderungen in Bereichen wie Beruf, Weiterbildung und Freizeit, oft bedingt durch sprachliche und kulturelle Unterschiede. Wir bieten deshalb Schulungen an, um Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen zu entwickeln und die individuelle Stärke des Einzelnen zu fördern mit den folgenden Zielen:
Entwicklung von Selbsthilfestrategien: Gehörlose und hörbehinderte Menschen erkennen ihre eigenen Herausforderungen und entwickeln wirksame Strategien, um diesen zu begegnen.
Stärkung des Selbstbewusstseins: Gehörlose und hörbehinderte Menschen wissen, wie sie ihr Selbstbewusstsein stärken und ihr Selbstvertrauen aufbauen können.
Verbesserung der Lebensqualität: Gehörlose und hörbehinderte Menschen schaffen es, ihre Lebensqualität zu erhöhen.
Im Jahr 2023 haben wir verschiedene Angebote durchgeführt, so etwa eine Buchtournee zum Buch „Aus erster Hand. Gehörlose, Gebärdensprache und Gehörlosenpädagogik in der Schweiz im 19. Und 20. Jahrhundert“. Das Buch wurde vorgestellt und anschliessend rege diskutiert. Ebenfalls gut besucht war die Schulung für Leitungspersonen von Vereinen zum Thema Finanzbuchhaltung. Des weiteren haben wir Zusammenarbeit mit unserem Kollektivmitglied DIMA ein Leadership Seminar durchgeführt. Und im Sommer-Weekend von jugehörig, das sich an junge Erwachsene mit einer Hörbehinderung richtet, waren Erfahrungsaustausch und gemeinsam Spass haben zentral. Der Gehörlosenbund hat diesen Anlass finanziell unterstützt. Insgesamt haben wir 7 Anlässe mit total 136 Teilnehmenden durchgeführt. Solche Angebote bieten den Teilnehmenden individuellen Wissensaufbau und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Gruppe Créa’0, die aus vier gehörlosen Jugendlichen besteht, erzielte einen beachtlichen Erfolg mit der Organisation verschiedener Veranstaltungen, darunter ein fünftägiges Lager mit zwölf gehörlosen und schwerhörigen Jugendlichen in Estavayer-le-Lac im August. Ihre Einbindung in die Planung durch das Empowerment-Team und die finanzielle Unterstützung stärkten ihre Autonomie.
Zwei Familienforen waren mit rund 260 Teilnehmern ebenfalls ein Erfolg und besonders bei Eltern gehörloser Kinder beliebt. Das Kindercamp mit 28 Teilnehmern und 8 gehörlosen Begleitpersonen stellte einen neuen Rekord auf und förderte Vertrauen und Selbstständigkeit. Diese Initiativen zeigen den Wert von Empowerment-Programmen, die ein integratives Bildungsumfeld schaffen und die persönliche Entwicklung fördern.
In diesem Jahr haben wir den Auffrischungskurs für die aktiven Dolmetscher*innen und diejenigen, die noch in der Ausbildung sind, angeboten.
Mit der Jugendgruppe haben wir zwei Tage zum Thema „Wie können wir unsere Identität stärken?“ organisiert.
Dank der Anerkennung der Gebärdensprache im Kanton Tessin haben wir das Netzwerk erweitert. Wir arbeiten mit dem Kanton zusammen, der dieses Jahr zum ersten Mal die kantonalen Abstimmungen in die Gebärdensprache übersetzt hat.
Wir haben auch mit dem Verzascatal-Museum und der Fachhochschule Südschweiz Supsi für die Zugänglichkeit der Gebärdensprache auf dem Legendenweg zusammengearbeitet.
Die Hauptmission von Les Chemain’S besteht darin, die Autonomie und Fähigkeiten von erwachsenen Gehörlosen oder Hörbehinderten, die in ihrem Alltag mit sozialen, persönlichen, schulischen, beruflichen oder anderen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, zu begleiten und zu stärken und ihre Integration in die Gesellschaft zu erleichtern.
Dies wird durch folgende Ansätze erreicht:
Die Struktur von Les Chemain’S, das zum Schweizerischen Gehörlosenbund gehört, feiert gleich zwei Jubiläen: einen neuen Namen und die Neugestaltung ihrer Website. Aus Centre les chemain’S ist Les Chemain’S geworden, die Leistungen werden auf der neuen Website vorgestellt.
Die vier Angebote von Les Chemain’S richten sich an alle gehörlosen und hörbehinderten Personen, deren Angehörige sowie an Fachleute in der Westschweiz. Die Hauptaufgabe besteht darin, Autonomie und Kompetenzen der Betroffenen zu stärken und gleichzeitig ihre soziale Integration zu erleichtern.
Seit 25 Jahren bietet SIS individuelle sozialpädagogische Begleitung, informiert über Gehörlosigkeit und Hörbehinderung und baut ein Netzwerk von Partnerschaften in verschiedenen Bereichen auf (Bildung, Medizin, Finanzbereich usw.).
Speziell im Jahr 2023: Mehrere gehörlose ukrainische Flüchtlinge aus dem Kanton Waadt wurden individuell begleitet und unterstützt.
Aus „Lieu d’Accueil et d’Occupation en Surdité (LAOS)“ wird anlässlich ihres 10-jährigen Bestehens das „Centre Activité PiSourd (CAPSourd). Dies unterstreicht ihr zweisprachiges Angebot in LSF (langue des signes française) und französisch. Das entspricht dem interkulturellen Tageszentrum besser, das es ermöglicht, die Autonomie zu entwickeln, die Isolation zu bekämpfen und die soziale Teilhabe zu fördern. Das professionelle Team aus gehörlosen Fachkräften empfängt, begleitet und fördert die soziale Interaktion durch verschiedene Aktivitäten.
Das CPC unterstützt gehörlose oder hörbehinderte Personen während ihrer Berufsbildung, am Arbeitsplatz oder während der Arbeitssuche. Zusammen mit der Person selbst, der Betreuungsperson oder dem Bevollmächtigten und dem Ausbildungsort bzw. Arbeitgeber werden realistische Ziele definiert. Das Fachwissen des professionellen Begleitteams ermöglicht zudem eine Sensibilisierung zum Thema Gehörlosigkeit.
Der „Pôle Audition Surdité“ sammelt und erfasst zentral Informationen rund um die Themen Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit. Diese zentrale Erfassung ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen den fünf wichtigsten Westschweizer Institutionen im Bereich der Gehörlosigkeit: Gehörlosenbund, ASPEDA, FoRom Ecoute, A Capella und ALPC. Ziel ist es, alle Informationen zu bündeln und so allen Interessierten schnell und übersichtlich Orientierung zu geben, seien das Institutionen aus dem medizinischen, behördlichen oder Bildungsbereich, Privatpersonen usw. Zudem werden auf Anfrage Sensibilisierungsmassnahmen zum Thema Gehörlosigkeit durchgeführt (z.B. bei der IV-Stelle Waadt).
Seit 2018 stellt der Gehörlosenbund einen Prozentsatz der Spenden von Privatpersonen seinen Mitgliedern zur Verfügung. Damit fördert er im Sinne seiner strategischen Ziele regionale Projekte, Innovationen und niederschwellige Angebote seiner Kollektiv-, Einzel- und Solidarmitglieder und in Einzelfällen sogar besonders innovative Projekte von Nicht- Mitgliedern.
Diese Unterstützung fördert zudem den Verbund der Mitglieder mit dem Gehörlosenbund, den Ausbau regionaler Netzwerke und den Erfahrungsaustausch.
Für das Jahr 2023 wurden folgende Regionalpartner aus dem Regionalfonds unterstützt (alle Beträge in CHF):
Dem Projektfonds wurden CHF 100’400 für zwölf Projekte entnommen. Diese Projekte entsprechen der Strategie des Gehörlosenbundes und sind teilweise besonders innovativ.
Der Schweizerische Gehörlosenbund dankt allen Organisationen für ihr Engagement. Gemeinsam können wir unsere strategischen Ziele erreichen und Zugangsbarrieren für gehörlose und hörbehinderte Menschen abbauen.
Ab Januar 2024 gilt ein neues Förderungsreglement.
Der Schweizerische Gehörlosenbund agiert als Interessenvertretung für nationale Ziele, während sich die Regionalpartner, die Partner mit Untervertrag und weitere Partner auf die Verfolgung regionaler Ziele konzentrieren. Beide Ebenen, die nationale und die regionale, tragen entscheidend dazu bei, sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene voranzukommen und die Bedürfnisse gehörloser Menschen umfassend zu vertreten.
Die Aufgabenteilung zwischen regionalen und nationalen Zielen konnte im Berichtsjahr vollständig abgeschlossen werden. Neu dazu gekommen sind die Regionalpartner Französische Schweiz durch die Association Suisse Romande de la Langue des Signes ASRLS und Ostschweiz durch die erweiterte Fachstelle für Gehörlose und Schwerhörige St. Gallen. Sieben Regionalpartner haben eine Vereinbarung mit dem Gehörlosenbund für 2024-27 abgeschlossen. Sie setzen sich für Lebensqualität, Zugänglichkeit und Chancengleichheit in ihrer Region ein. Und stehen in den Regionen als Partner der Vereine und Organisationen zur Verfügung.
Der Gehörlosenbund ist zur Erreichung seiner Ziele auf starke Regionalpartner angewiesen und schätzt ihr Engagement. Die Regionalpartner trafen sich zu vier Koordinations- und Informationssitzungen mit dem Gehörlosenbund. In den fünf Regionen konnte die Interessenvertretung (z.B. an Behindertenkonferenzen, bei politischen Vorstössen) und damit die Mitsprache verstärkt werden. In Partnerschaft mit Anbietern von inklusiven Veranstaltungen wurden Brücken zur gesellschaftlichen Teilhabe gebaut. Die Regionalpartner des Gehörlosenbundes haben an Präsenz und Qualität gewonnen.
Region
Verein
Zürich
Nordwestschweiz
Bern/Deutsch-Freiburg/Oberwallis
Zentralschweiz
Region
Verein
Französische Schweiz
Association Suisse Romande de la Langue des Signes ASRLS
Ostschweiz
Beratung für Schwerhörige und Gehörlose BFSUG SG
Im 2023 hat der Gehörlosenbund ein wichtiges Ziel erreicht: Regionale Dienstleistungen werden von Partnerorganisationen übernommen. Es werden per 01.01.2024 in allen drei Sprachregionen regionale Dienstleistungen durch regionale Partner durchgeführt. Diese verfügen über ein Netzwerk, kennen die Bedürfnisse der Zielgruppe und die regionalen Unterschiede. Der Gehörlosenbund fokussiert sich auf Aufgaben und Projekte mit nationaler Bedeutung. Eine starke Partnerschaft bringt beide Seiten weiter.
Nach vielen Monaten Vorbereitungen und Verhandlungen machte das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) einen wichtigen Meilenstein möglich. Vier neue Untervertragspartner übernehmen vom Gehörlosenbund die Verantwortung für Dienstleistungsangebote. Davon zwei in der französischen Schweiz und zwei in der Region Ostschweiz. Ein weiterer Erfolg bedeutet die Übergabe von BSV-Leistungen für Angebote der Frühförderung an die Schweizerische Vereinigung Eltern hörgeschädigter Kinder SVEHK. Ein weiterer Meilenstein ist der gemeinsame Abschluss eines Untervertrags mit der Fachstelle für Gehörlose und Schwerhörige St.Gallen gemeinsam durch Sonos und den Gehörlosenbund. Das führt beim Gehörlosenbund zu entsprechenden Reduktionen bei seinen Dienstleistungen per 01.01.2024.
Verein
Kontakt
Association S5
sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH
Verein Movo
Verein
Kontakt
Association Suisse Romande de la Langue des Signes
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Association BoulevardSanté
Fachstelle Billinguale Bildung Graubünden FsB
Fachstelle für Gehörlose und Schwerhörige St.Gallen
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Anfangs Februar 2023 konnten die statuarisch definierten Regionalkonferenzen in Biel für die F-CH, in Zürich für D-CH und im April 2023 in Lugano für die I-CH stattfinden. Die Regionalkonferenz ist sowohl Vorbereitung auf die Delegiertenversammlung als auch Austausch-Plattform.
Dieses Jahr standen die neue digitale Informationsplattform für die Kollektivmitglieder, das neue Förderfondsreglement und der Austausch zu den Vorstandswahlen 2023-27 im Zentrum. Vorstand und Kollektivmitglieder haben den transparenten und kritischen Austausch geschätzt.
Der Schweizerische Gehörlosenbund hat insgesamt 58 Kollektivmitglieder und 2 Solidarmitglieder.
Der Schweizerische Gehörlosenbund, als Interessenvertretung, ist Mitglied verschiedener Organisationen.
Im Verlauf dieses Jahres hat der Schweizerische Gehörlosenbund nicht nur erfolgreich mit seinen Mitgliedern im Kollektiv zusammengearbeitet, sondern auch erfolgreich Partnerschaften mit verschiedenen Organisationen abgeschlossen. Gemeinsam haben wir dazu beigetragen, das Bewusstsein in der Schweizer Gesellschaft für die Anliegen von Gehörlosen und Menschen mit Hörbehinderungen zu schärfen.
Ein grosses Dankeschön geht auch 2023 an unsere treuen und grosszügigen Spenderinnen und Spender! Sie alle leisten mit ihrer Unterstützung einen bedeutenden Beitrag und bilden das finanzielle Rückgrat des Schweizerischen Gehörlosenbundes. Ein herzliches Merci geht an jede einzelne Person, die durch ihre Spende dem Gehörlosenbund ermöglicht hat, seine wichtige Arbeit für die gehörlosen und hörbehinderten Menschen umzusetzen.
Die folgenden Stiftungen, Institutionen und Unternehmen haben die Arbeit des Schweizerischen Gehörlosenbundes in 2023 unterstützt. Ihnen und all jenen, die nicht namentlich genannt werden wollen, gehört unser grosser Dank:
Béatrice Ederer-Weber Stiftung
Beisheim Stiftung
Dr. Jean Stieger-Stiftung
Dr. Beatrice & Dr. Richard Huber-Bieg Stiftung
Eidg. Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen EBGB
Ernst Göhner Stiftung
Fagus lucida-Stiftung
Fondation Coromandel
Fondation Lord Michelham of Hellingly
Fondation Pierre Mercier
Fondazione ing. Pasquale Lucchini
Ingeborg Dénes-Muhr Stiftung
Krokop Stiftung
Marinitri AG
Max Bircher Stiftung
Paul Hess Stiftung
Stiftung NAK-Humanitas
Vontobel-Stiftung
Züger Frischkäse AG
Im Berichtsjahr schliesst der Gehörlosenbund mit einem positiven Betriebsergebnis ab. Die Rückstände bei den BSV-Leistungen konnten abgebaut werden und das Finanzergebnis präsentiert sich in diesem Jahr wieder positiv. Die im Vorjahr abgebauten Reserven konnten so bereits wieder teilweise aufgefüllt werden.
Der Projektaufwand bezeichnet diejenigen Kosten, welche die eigentliche Umsetzung der Tätigkeiten und das Erreichen der Organisationsziele des Gehörlosenbundes betreffen. Im Betriebsjahr 2023 betrug der prozentuale Anteil des Projektaufwandes an den Gesamtaufwendungen nach Umlage der Zeiterfassung 66.5%.
Mit den Fundraising-Aufwendungen generiert der Gehörlosenbund die Erträge, um seine Strategie erfolgreich umzusetzen und mittels Projekten Wirkungen auszulösen, die die Bedingungen von Menschen mit Hörbehinderung verbessern. Im Betriebsjahr 2023 betrug der prozentuale Anteil der Fundraising-Aufwendungen an den Gesamtaufwendungen nach Umlage der Zeiterfassung 21.1%.